2.Tag Bulgarien: Sofia

Auch heute wieder haben sich die Bulgaren mehrheitlich als überdurchschnittlich nett und hilfsbereit präsentiert: Als ich mir eine bulgarische PrePaid-Karte zugelegt habe (und eine zweite für den Internetzugang via Handy, weil das zumindest bei der Telephongesellschaft Mtel nicht kombiniert geht), hat sich eine der Mitarbeiterinnen (sie sprach ausgezeichnet Deutsch, da sie 3 Jahre in München gelebt hat) im Laden wirklich lieb um mich gekümmert, um für mich das erste Aufladen vorzunehmen (einen bulgarischen Sprachcomputer zu bedienen ist sicherlich keine wirklich einfache Aktion). Und morgens beim Aufbruch aus dem Hotel mußten wir feststellen, daß unser Auto schon von einem Knöllchen und einer Parkkralle verziert war. Die Mitarbeiter im Hotel haben dann die erforderlichen Maßnahmen für uns eingeleitet und uns erklärt, wie man ohne Handynutzung die Parkgebühren entrichtet. Ca. 5-10min nach dem Anruf waren die Jungs von Sofiatraffic vor Ort und haben gegen Entrichtung von 10Lev (also ca. 5€) die Parkkralle entfernt. Für das erforderliche Parkticket bis zum nächsten Vormittag haben sie uns dann an die wandelnde, menschliche Parkuhr verwiesen. Denn wenn man sein Parkticket nicht per Handy klar macht (alle dafür benötigten Informationen stehen auf zig Schildern an den Straßenkreuzungen), muß man sich an einen rumlaufenden Parkticketverkäufer wenden (erkennbar an den grünen Warnwesten), der dann für je bis zu 4 Stunden ein Parkticket ausstellt und die gebuchten Zeiten mit einem Locher an den Rändern kodiert. Die Verständigung war ziemlich schwierig, da er weder Deutsch noch Englisch sprach, aber ich habe es dann doch geschafft, ihm klarzumachen, daß ich gerne ein Parkticket für 24h hätte. Bei uns hatte das zur Folge, daß wir 5 Tickets auf dem Armaturenbrett auslegen mußten. Aber gottseidank bin ich vorher nochmal zum Hotel zurück und habe die Rezeptionistinnen kontrollieren lassen, ob das mit den 5 Tickets so seine Richtigkeit hatte. Und siehe da, die Tickets liefen nur bis 17.30h am selben Tag und nicht wie erforderlich bis 18.30h. Da er aber die restlichen Tickets richtigerweise bis 11.30h am nächsten Morgen ausgestellt hatte, muß man ihm wohl unterstellen, daß er eine Möglichkeit für eine weitere Kralle offen gelassen hat. Der war/ist also ein ebensolches Schlitzohr wie der inoffizielle Taxifahrer, den wir nach der Ankunft am Flughafen engagiert hatten, um uns zum Hotel zu lotsen und der dann plötzlich 10Lev mehr wollte, als wir am Hotel angekommen waren (aber auf eine eher freundliche Art und er hat dann auch schnell abgelassen – die Story habe ich gestern noch gar nicht geschrieben. Das muß ich dann wohl noch nachholen). Deshalb schreibe ich oben auch von "haben sich die Bulgaren mehrheitlich als überdurchschnittlich nett und hilfsbereit präsentiert". Naja, ich habe die menschliche Parkuhr dann eine Querstraße weiter noch aufspüren können und er hat auffallend schnell kapiert, daß ich noch ein weiteres Ticket für die fehlende Stunde von ihm haben wollte (Kostenpunkt ein weiterer Lev, da die Parkgebühr 1 Lev pro Stunde beträgt).
Zum übrigen Tag läßt sich dann noch folgendes erzählen:
Sofia macht irgendwie permanent müde. Obwohl ich letzte Nacht 8h geschlafen habe, hat es wirklich eine kleinere Überwindung des inneren Schweinehundes gekostst, in die Stadt aufzubrechen. Nach der Aktion mit der Parkkralle war es dann auch schon nach 11h, ehe wir wirklich losgekommen sind. Wir sind dann zum Boulvard Maria Luisa und haben dort erst vor dem Justizpalast über dessen Funktion gerätselt und sind dann im Innenhof des Sheraton Hotels und des Ministerium für Erziehung, Jugend und Familie in die älteste noch halbwegs intakte Baustruktur, die auf den Fundamenten eines römischen Tempels erbaute Kirche Sveti Georgi. Von den ehemaligen Wandmalereien war kaum noch was zu sehen und das sehenswerteste waren die römischen Fundamente (sind draussen besser zu erkennen als in der Kirche) und die nach ziemlich genau 10Jahren nach der Komplettrestaurierung fast schon wieder abbruchreife Dachkonstruktion, die die Kirche zu deren Schutz teilweise überspannte. Danach haben wir uns die unter Strassenniveau gelegenen Fundamente eines Stadttores in einer Strassenunterführung angesehen. Und dann haben wir das in unserem Führer als sehenswert beschriebene zentrale Kaufhaus angesehen, bei dem die eindeutig aufgrund ihrer optischen Erscheinung ausgesuchten Verkäuferinnen das Bemerkenswerteste waren.
Direkt hinter dem Kaufhaus (das aber eher ein Einkaufszentrum ist, da es nur aus einzelnen kleineren Läden besteht), kommt man auf einen Platz mit großem Springbrunnen, an dem sowohl das alte Kur-Mineralbad als auch die Banya-Bashi-Moschee liegen. Wir haben uns die Moschee von innen angesegen, die sehr schlicht und unspektakulär ist (das interessanteste war Karin im grünen Kaftan, den sie sich als Frau umhängen mußte – Bild dazu folgt, sobald wir zu Hause die Kameras ausgelesen haben). Nach der Moschee sind wir in die wiederum direkt benachbarte Jugendstil-Markthalle, wo sich Karin oben eine kleine Tasche gekauft und ich unten die schon erwähnten SIM-Karten besorgt habe. Nach einer kleinen Stärkung mittels Latte Machiatto bei McD haben wir uns an der seitlich neben dem Mineralbad (das übrigens zum großen Teil leer steht, der schon angefangenen Restaurierung harrt und dabei weiter verfällt) je eine Flasche mit dem 46Grad heißen Quellwasser abgefüllt und dabei gestaunt, wieviele Sofioter mit großen Behältern (teilweise 8 oder 10 10l Gefässe von Wasserspendern) kommen, diese an mehreren Hähnen gleichzeitig füllen und dann mit ihrem direkt in der Nähe in 2.Reihe geparkten Autos wieder wegdüsen.
Mit einem kleinen Päuschen in dem der russischen Kirche Sveti Nikolai benachbarten kleinen Park gestärkt, haben wir uns dann die Alexander-Nevski Kathedrale angesehen, die nicht wirklich alt und innen insgesamt sehr, sehr duster ist (das scheint aber eher typisch für die orthodoxen Kirchen hier zu sein). Aber direkt als wir wieder gehen wollten, fing eine kleine Andacht an: 5 Laiensänger und ein Priester. Der Priester sing-sangte seine Lithurgie und die Sänger stimmten darin ein, teilweise wechselten sie sich ab. Die gesamte Andacht wurde gesungen. Und die Akustik in der Kirche war wirklich beeindruckend: Schon der Gesang des Priesters erschuff eine Art Schwebeton, der seinen eigentlichen Gesang wie eine Begleitung untermalte. Und die 5 Sänger schafften es ohne erkennbare Anstrengung die gesamte Kirche mit ihrem Gesang auszufüllen. Wir waren davon echt beeindruckt. Die gesamte Andacht hat ca. 10min gedauert, dann wechselten die Sänger noch ein paar Worte wie bei einem Nachbarschaftspläuschchen und dann packten sie ihre Aktentaschen und verschwanden. Und auch wir machten uns auf den Weg zurück ins Hotel. Nach einer Dusche haben wir dann im großen Wintergartenbereich des Hotek Niky gegessen. Abgesehen davon, daß die Speisekarte fast unüberschaubar lang ist, war das Essen OK, die Vorspeisen sogar echt lecker. Beim Essen haben wir uns dann auch nochmal Gedanken über unsere Route für die nächsten 1-2 Tage gemacht, die wir zu Hause schon grob vorgeplant hatten.

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