Wir stehen dieses Mal wieder früher auf, um etwas mehr vom Frühstücksbuffet zu bekommen, aber es ist ähnlich geplündert wie gestern. Offensichtlich gehören die meisten anderen Gäste hier zur Fraktion der Sehr-Früh-Aufsteher. Dafür leistet uns sowohl am Buffet als auch bei Tisch ein Spatz Gesellschaft und nascht ein wenig von Dirks Teller. 🙂
Im Anschluß springt Dirk noch mal kurz in den Pool (ich habe heute keinen Lust sondern lese lieber noch ein bischen) und macht sich dann daran, den platten Reifen gegen das Notrad zu wechseln. Allerdings kommt er gar nicht groß dazu, denn der Hotelier kommt sofort hinzu und nimmt sich der Sache an. Wie sich herausstellt, steckt ein großes Metallstück im Reifen. "Souvenir from Bulgarien roads", meint unser Gastgeber und weist auf den Übeltäter. Dann grinst er breit: "You drive too slow!"
Mit neu bereiftem Wagen fahren wir zum Flughafen außerhalb von Varna, wo sich die Filiale von Europcar befindet. Eine der beiden Mitarbeiterinnen führt uns zu einer Werkstatt voraus, mit der Europcar offenbar zusammenarbeitet, erklärt einem der Mechaniker, worum es geht und fährt ohne ein weiteres Wort direkt weiter – nicht Richtung Flughafen. Es wäre ganz hilfreich gewesen, wenn sie noch einen Moment geblieben wäre, bis tatsächlich alles geklärt ist, aber wir kommen schließlich auch so klar. Vermutlich will sie die Gelegenheit nutzen, schnell etwas zu erledigen, was verständlich ist, wenn sie auch 12 Sunden arbeitet wie ihr Kollege am Flughafen in Sofia.
Die Werkstatt ist eine von vielen, die sich an einer Seite einer von Wohnsilos umgebenen, staubigen und löchrigen Straße aneinander reihen. Was nicht repariert werden kann, kommt auf einen der Schrottplätze, die die gegenüberliegende Straßenseite zieren. Die andere Hälfte Straße wird links und rechts von Gebrauchtwagenhändlern gesäumt. So etwas haben wir vor ein paar Tagen schon gesehen: Da sind wir durch eine Ortschaft gekommen, deren Durchgangsstraße praktisch nur an Autohändlern vorbeiführte. Was man in einer solchen Umgebung normalerweise als letztes erwarten würde, sind Luxusschlitten wie der Jaguar, der vor uns auf der Hebebühne steht. Allerdings treffen wir in diesem Land schon die ganze Zeit auch in den heruntergekommensten Vierteln und Dörfern auf Autos, die ein Vermögen wert sind – teilweise von Jüngelchen gefahren, die noch nicht allzulange im Besitz eines Führerscheins sein können.
Unser Reifen wird ruckzuck repariert und wieder angeschraubt. Der ganze Spaß kostet gerade mal 30,- Leva (15,- €). Da wir sowieso schon in der richtigen Richtung unterwegs sind, fahren wir weiter zum "Steinernen Wald" (Pobitite Kamani) – oder versuchen es zumindest. Unser Navi ist nämlich mal wieder ein wenig verwirrt, so daß wir eine Weile auf teilweise abenteuerlich durchlöcherten Straßen hin und her kreuzen, ehe wir – die Anweisungen des Navis einfach strikt ignorierend – auf die richtige Bundesstraße gelangen, die uns Richtung Westen aus dem Randbezirk Varnas herausführt. Wieder einmal staunen wir dabei, mit welchem Tempo die Einheimischen um die Schlaglöcher herum, bzw. einfach durch sie hinndurch fahren.
Die Ansammlung steinerner, hohler Säulen ist schon beeindruckend und gibt ein paar schöne Motive für den Photoapparat ab. Bisher ist nicht geklärt, wie sie damals im Meer entstanden sind.
Unser nächster Weg führt uns in Varnas Innenstadt, wo wir frisches Geld ziehen und ein bischen einkaufen wollen. Als Zielort geben wir dem Navi "Varna Zentrum" vor, aber wir landen irgendwo daneben. Ein Navigationsgerät hilft schon sehr in einem Land, in dem die Straßenschilder nur schwer bis gar nicht im Vorbeifahren entzifferbar sind, aber man kann sich nicht immer darauf verlassen. Manchmal führt es sonst sehr lustige Wege mit einem.
Varna ist wirklich häßlich, anders kann man es nicht nennen. Die ganze Stadt besteht aus grauen Kästen und Straßenzügen in unterschiedlichen Stadien des Verfalls. Auch die anderen Städte, die wir besucht haben, bestehen überwiegend daraus. Aber sie haben eben auch eine Altstadt zu bieten. Das fehlt hier, bis auf ein paar eingestreute alte Gebäude, praktisch völlig. Schließlich finden wir aber doch noch ein Zentrum – nur leider keinen Parkplatz. Eine ganze Weile kurven wir – zusammen mit jede Menge anderen Parkplatzsuchenden – durch enge Straßen, aber keine Chance. Doch haben wir immerhin schon mal das Archäologische Museum entdeckt, daß wir noch besuchen wollen. Da müssen wir morgen nur noch herausfinden, wo und wie man dort parkt.
Also suchen wir uns statt dessen weiter zum Stadtrand hin eine Mall mit Parkgarage, kümmern uns um unseren Hunger und machen unsere Besorgungen und fahren dann zurück ins Hotel (in recht flottem Tempo – Dirk scheint sich die Bemerkung des Hotelbesitzers heute Morgen zu Herzen genommen zu haben :-)). Dort gehen wir noch ein bischen schwimmen ehe wir wie am Vortag den Abend bei unserem Lieblingswirt Michael beschließen und dabei ein paar Postkarten schreiben.